Mein Hundeschlittenabenteuer bei Helags Husky

Ich möchte meinen Bericht hier tatsächlich mal mit den letzten Worten aus Goethes Osterspaziergang beginnen.

"Hier bin ich Mensch - hier darf ich`s sein!" und ich hoffe am Ende meines Berichts versteht auch jeder Leser – warum !

Wenn man jemanden fragt, warum willst du denn eine Hundeschlittentour machen, bekommt man natürlich viele Antworten zu den Beweggründen dafür: ich will einen Aktivurlaub machen, ich wollte eine Hundeschlittentour schon immer mal machen, ich möchte mal entschleunigen usw. usw. In diesen Worten liegt jetzt auch keinerlei Wertung oder Beurteilung, denn für jeden Geschmack und Beweggrund ist das Netz voll von Angeboten - eines schöner als das andere bebildert und beschrieben.

Was also tun? Wie finde ich mein richtiges Abenteuer? Naja, frage dich doch zunächst selbst einmal, was du wirklich willst! Willst du Hundeschlitten fahren - oder willst du Hundeschlitten fahren (dazu etwas später gleich)? Du willst mal entschleunigen? Ja, dann frage dich - was ist denn das? Willst du dich selbst entschleunigen oder möchtest du entschleunigt werden? Aktiv oder passiv? Denn wenn wir ehrlich sind, wissen viele von uns gar nicht mehr, wie das überhaupt geht, geschweige denn wie man es selbst tut?!

Aber wie gesagt, jeder hat da sicher seinen eigenen Ansatz. Und das ist auch völlig legitim. Ich möchte hier meine Antwort natürlich nicht schuldig bleiben, denn auch ich hatte ja die Qual der Wahl , einmal mehr, da ich in diesem Metier ein völliger Laie war und noch nie auf so einem Schlitten gestanden habe. Letzten Endes war es ein winziges kleines Wort auf Jutta und Ingos Homepage, was mir gesagt hat - ja das ist es - das Wörtchen "solo". Nein wartet, dieses Wort und der Satz auf der Homepage: "Keine Beleidigung würde mich so hart treffen wie ein misstrauischer Blick von einem meiner Hunde!" Ja das Wort "solo" – nicht, weil ich ein stoischer Eremit oder Egoist bin, oder weil ich unfähig wäre, im Team zu arbeiten. Nein - einfach, weil ich den aktiven Part wählen wollte. Ich möchte ein Abenteuer selbst schreiben - das muss mir nicht geschrieben werden. Und das Erste was man dann tun muss ist - sich voll und ganz darauf einzulassen. Es war daher auch völlig überflüssig eine Liste von Erwartungen zu basteln, denn würden sie nicht erfüllt werden - wäre ich der Schuldige und niemand anderes. Übrigens mein erster Schritt zur aktiven Entschleunigung.

Und um es vorwegzunehmen, hätte ich eine solche Liste erstellt, so hätte ich sie hinterher lächelnd weggeworfen, denn ich habe weitaus mehr bekommen auf diesem Trip, als all diese Erwartungen, die auf der Liste hätten stehen können.

Helags Husky : Himmels Rasta
Himmels Rasta

Mit Jutta und Ingo durfte ich nun zwei Menschen kennenlernen, die mich wirklich tief beeindruckt haben. Für mich sind die Beiden der lebende Beweis, dass es noch Glück in unserer Welt gibt. Auch hier müssen wir einmal ehrlich sein - viele Menschen können heute keine Antwort mehr geben, wenn man sie fragt: Bist du glücklich? Was ist Glück? Schaffst du es, dich glücklich zu machen? Daher kleiner Tipp – fahr zu Jutta & Ingo. Die Beiden brauchen auch nicht viele Worte, um dir dieses Geheimnis zu erklären. Schau' einfach hin – hör zu - denn die Beiden leben es dir einfach vor! Und bald merkst du, wie "einfach" es eigentlich ist. Wie wenig der Mensch doch eigentlich braucht, um glücklich zu sein, worauf es wirklich ankommt im Sein und wie viele Dinge eben doch absolut entbehrlich sind im Leben. Tu' es einfach und schon hast du den nächsten Schritt deiner aktiven Entschleunigung.

Zur Umgebung: Also viele von uns kennen ja den Begriff Wildnis nur aus dem Märchen oder Filmen. HELAGS HUSKY liegt aber wirklich mitten in der Natur und die beiden kleinen süßen Hüttchen stehen direkt im Wald am Ufer des Flusses Ljungan. Hier bekommst du einen Schritt zur Entschleunigung völlig umsonst. Hier sagen sich tatsächlich Fuchs und Hase noch gute Nacht. Vögel, Eichhörnchen und selbst Rehe stehen 10 m neben deiner Tür und freuen sich über den von Jutta und Ingo reich gedeckten Tisch. Es ist einfach traumhaft.

Helags Husky : Hundestreicheln
Hundestreicheln

Geduld lieber Leser, wir kommen gleich zu den Hunden und dem Schlittenfahren - hatten wir uns doch geeinigt, sich auf das Abenteuer voll und ganz einzulassen - oder?! Es ist mir einfach wichtig, hier ein Gesamtbild malen zu dürfen, denn nur so glaub ich, kann man sich auf dieses Gesamterlebnis auch einlassen – Danke!

So, wie bereits erwähnt, war auch ich absoluter Neuling in Sachen Hundeschlittenfahren. Aber keine Angst, mit Ingo bekommst du den besten Lehrer, den du dir wünschen kannst.

Lasst uns mal bei den Schlitten anfangen. Der erste Einwand, den ich während der Einweisung durch Ingo laut aussprach war: Wie jetzt ?, an dieser kleinen, niedrigen und wackligen Handbar soll ich mich festhalten können? Die Antwort von Ingo folgte prompt: Ja willst Du jetzt Hundeschlitten fahren oder willst du Hundeschlitten fahren??? (daher also meine Bemerkung am Anfang). Denn genau - das ist eben nicht dasselbe!! Bei Ingo lernst du es, mit kleinen leichten, lenkbaren und soviel ich weiss von ihm selbst entworfenen Wettkampfschlitten zu fahren. Ja und hinter dem Lenkrad steht du! Das ist also keine kleine wacklige Handbar, sondern dein Lenkrad und nicht dafür gedacht, für dich als Sicherheitsgurt zu dienen, wenn du in einem vermeintlichen Hundeschlittensessel sitzt. Wenn Du so etwas suchst, bist du hier falsch, dann scroll einfach weiter auf den nächsten Anbieter…

Aber keine Angst, Ingo erklärt dir das bis ins kleinste Detail. Klar das ist dann die Theorie, die Praxis musst du dann schon alleine umsetzen. Du tust also gut daran, gut hinzuhören in der Theoriestunde. Aber he, Laufen mussten wir auch alle erst lernen. Diese Schlitten sind fantastisch lenkbar, ja und leicht und klar leicht kippbar. Also tu' etwas dagegen - hier fängt dein Aktivsein gerade erst an. Die Balance musst du selbst finden und die sollte aus der Hüfte und den Beinen kommen. Ein Skifahrer hat hier definitiv so einige Vorteile, denn der kennt diesen Hüftlimbo vom Skifahren schon ganz gut. Aber aufpassen, du musst verkehrt herum denken, denn hier wird in der Kurve der Innenski belastet, nicht der Außenski wie beim Skifahren. Einfache Physik, beim Motorradfahren legst du dich schließlich auch IN die Kurve und nicht mit der Fliehkraft nach aussen.

Mein erster Start: Naja, mein Herz war jedenfalls erst mal in die Socken gerutscht. Ich glaube als Neuling ist es egal, welche Vorstellung du dir vorher zusammenspinnst, wie es wohl sein wird. Vergiss es, denn auf diesem Ruck bist du denke ich nicht gefasst…

Ich dachte mir schon, dass vier Hunde eine Menge Kraft entwickeln, aber was dort plötzlich an der Leine zog, war definitiv jenseits meiner Vorstellung. Aber glücklicherweise habe ich ja auch aufgepasst in Ingos Theoriestunde. Ja ich habe den ersten Start gemeistert, ohne den Wettkampf: "Wer liegt zuerst im Schnee" vorzeitig zu gewinnen bevor es überhaupt los ging.!

Ich denke nach den ersten 3 km war mein Herz dann auch wieder an Ort und Stelle. Nun heißt es einfach üben, balancieren, Hüfte schwingen und richtig aktiv sein! Und auch hier ist Ingo dein bester Lehrmeister, denn ihm entgeht kein Zappler auf dem Schlitten hinter ihm - da muss er sich nicht mal umdrehen - also cool bleiben und aktiv sein. Setze um, was Ingo dir sagt, dann wird alles gut.

Ach und klar habe ich den Schneewettkampf auf der ersten Tour dann noch gewonnen… Aber he, die Kurve war riesig steil, schräg geneigt mit Eis und Schnee und so… Nein Spaß, das gehört nun einfach auch dazu.

Helags Husky : Kurzes Stehen
Kurzes Stehen

Wenn Du bis hierhin durchgehalten hast lieber Leser, kommen wir nun endlich zu den Hunden. Ich gebe zu, auch ich bin ja einer von der Sorte, der sich eingebildet hat, obgleich ich selbst keinen Hund habe, ich kann gut mit Hunden, ich kann mit Hunden umgehen, ich kenne viele Hunde usw. usw. Ich will das auch nicht unbedingt revidieren, aber heute weiß ich, dass Schlittenhunde noch einmal eine ganz andere Art von Hund sind. Für mich ist das ungefähr so, als wollte ich den Beruf eines Rockmusikers mit dem eines Klempners vergleichen, was so gut wie unmöglich ist. Bei Jutta und Ingo leben 14 Rüden und 3 Damen in einer friedlichen Harmonie, die ich so noch nie erlebt habe. Hier geht es nicht um Rudelführer oder Rangfolgen oder Rumgezicke, wer wann, wo, wie sich behaupten muss oder will. Diese Gemeinschaft ist einfach nicht beschreibbar. Natürlich hat jeder Hund auch seinen eigenen Charakter, aber genau auf diesen Charakter ist dann seine Aufgabe im Gespann zugeschnitten und die Hunde sind definitiv glücklich damit. Meine beiden Leithunde Silver und Lüdde sind mit Sicherheit nicht die Rudelführer oder geben den Ton an im Rudel. Nein, sie sind dieser Aufgabe da vorne aber eben einfach gewachsen. Asslack läuft dahinter als Swinger und ist glücklich damit, denn er will gar nicht als erster die Spur in den Tiefschnee wühlen müssen. Meiner beiden Teddybären Juri und Hoffmann als Wheeler laufen direkt vor mir am Schlitten. Die beiden dürften wohl die grössten und stärksten sein - sie sind mein Kraftwerk vor dem Schlitten. Es war für mich schier unvorstellbar mit welchem Elan und welcher Power sich dieses Gespann selbst durch den Tiefschnee bergauf - und steil bergauf – wühlt. Da war ich der Erste, der innerlich nach einem Halt gebettelt hat. Bei solchen Bedingungen gilt es natürlich gefälligst ein wenig mitzuhelfen und den müden Hintern vom Schlitten zu nehmen, mit zu schieben oder zu pedalen. So oft ich jedoch auch dachte: Mensch deine vierbeinigen Freunde brauchen doch mal eine Pause und ans Anhalten dachte - Nö - Anhalten ist blöd sagen sie - Silver und Lüdde drehen sich sofort um und fragen: Willst du uns veralbern? Stehen bleiben? Wieso? Ja und dann erntest du genau diesen beleidigten Blick von deinen Hunden, den du ja eigentlich nicht sehen willst! Fakt ist, das schwächste Glied in dieser Kette bist definitiv du und nicht einer deiner Hunde. Also auf auf – beweg dich!!

Nach zwei Tagen haben sich dann bei mir auch so langsam die Verkrampfungen oder die Kackstellung auf dem Schlitten gelöst und ich hatte einfach nur noch Spaß. Ich will sagen, ich konnte weiter entschleunigen.

Apropos Entschleunigung - ein weiteres Beispiel: Auf einer unserer ersten Fahrten sagte Ingo in einem klitzekleinen Nebensatz zu mir: "Peer, nimm mal ein wenig den Druck aus deiner Stimme!" und damit war die Stimme gemeint, wenn ich mit den Hunden sprach. Bhoa - welch ein Aha-Effekt. Da hat es erst einmal so richtig gerattert im Kopf. Wie recht er hat! Ich meine, fragt euch mal selbst, wann habt ihr euch das letzte Mal selbst zugehört? Wie kommt ihr bei anderen rüber? Es klingt sicher albern, aber ich habe auf den folgenden Kilometern meinen Hunden tatsächlich dann einen Haufen Unfug erzählt und dabei jedes Mal den Ton geändert… Nein es hat sie nicht interessiert, sollte es ja auch nicht. Aber für mich war es wieder ein winziger Schritt der aktiven Entschleunigung und das fühlt sich gut an!

Das Schöne ist - jede Ausfahrt ist anders – ist neu. Denn je nach Schneeverhältnissen, Eis, Wind oder Schneegestöber bist du neu gefordert. Ich will sagen, hüte dich vor der Routine. Hüte dich vor dem Gedanken - okay jetzt kann ich es – nein, kannst du nicht! Denn es reichen 5 Sekunden der Träumerei und schon bist du wieder Erster im Schneewettbewerb…. Das tut dir nicht gut, das tut dem Schlitten nicht gut und vor allem es tut deinen Hunden nicht gut! Aber genau das macht dieses Erlebnis auch so spannend. Du darfst – nein du musst stets aktiv dabei sein, denn die Sicherheit der Hunde sollte immer an erster Stelle stehen und das liegt zu 100% in deiner Verantwortung! Es geht hier nicht um höher – schneller – weiter, sondern um das Erlebnis an sich. Werde ein Team mit deinem Hund – sie werden es dir danken.

Ich werde nie vergessen, wie meine beiden Leithunde Silver und Lüdde sich stets zu mir umgesehen haben und damit nachfragten, oder sich entschuldigten oder mich auf dieses oder jenes hingewiesen haben. Du wirst diese Kommunikation schnell begreifen und es ihnen danken.

Helags Husky : Ab nach Haus
Ab nach Haus

Ein Highlight jeden Tag ist auf jeden Fall auch die Fütterung unserer Freunde. Und zwar nicht wegen des eigentlichen Aktes der Fütterung - die im Übrigen ebenfalls ganz gesittet und ohne Streit abläuft - nein vielmehr geht es um die halbe Stunde Rudelkuscheln davor. Alle Hunde sind gemeinsamen im riesigen Freilaufgehege und wir sitzen mitten drin. Jeder Einzelne kommt liebend gerne zu dir und holt sich seine Kuscheleinheit ab - und wehe, du ignorierst da einen deiner Freunde – hautnah, echt und liebevoll und keiner kommt zu kurz – Schlittenhunde eben!

Das nächste Highlight folgt auf den Fuß. Ich bin ein schlechter Koch, auch wenn ich es sicher noch hinbekomme, ein Schnitzel auf den Teller zu bringen. Aber was Jutta hier jeden Tag auf den Tisch zaubert, grenzt für mich persönlich an ein fünf Sterne Menü. Ich kann dafür nicht genug danke sagen - einfach nur lecker. Eigentlich will man ja abnehmen in einem Aktivurlaub oder? Ja vergesst den Gedanken einfach wieder - das ist Unsinn – genießt einfach Juttas Küche!

 

Also lieber Leser, wenn ich nun einmal ein Fazit ziehen soll!?

Ich als Neueinsteiger im Hundeschlittensport bin überglücklich, dass ich es genau hier gezeigt bekam, gelernt und erleben durfte. Du willst wirklich Hundeschlitten fahren? - ursprünglich? Aktiv vom Start bis zum Ziel? Dann tu' es hier bei Jutta & Ingo – mit genau diesen Schlitten und genau diesen Hunden!

 

Ich kenne diese andere Form nicht und weiß jetzt - ich will sie auch nicht kennenlernen. Ihr wisst schon, die Art mit dem großen Haltefestschnallbügel und so…

Danke Jutta & Ingo für eure offene Art, für die vielen tollen Gespräche. Danke Jutta für die Lehrstunde am Webstuhl. Danke einfach für euer SEIN. Danke Ingo für unsere Touren - näher und authentischer kann man den Hundeschlittensport glaube ich nicht erleben. Und ein Obersuperdanke natürlich an all eure Hunde. Ich würde sie liebend gerne hier alle beim Namen nennen, aber ich sag's ganz ehrlich, das bekomme ich nicht hin. Es ist einfach schön zu erleben und zu sehen, wie glücklich sie hier sind und wir entspannt und harmonisch dieses Rudel bei euch lebt.

 

Danke und ich hoffe, man sieht sich wieder.

Liebe Grüße Peer

Helags Husky : Tiefschnee
Tiefschnee